Räume für alle

​In der Stadt Bern gibt es Bedarf an Partizipationsformen für Menschen aus benachteiligten Quartieren. Im Projekt werden diversitätssensible Wege zur Mitgestaltung von Lebensräumen mittels Methodentools aus Design & Sozialer Arbeit erprobt.

Fiche signalétique

  • Départements participants Haute école des arts de Berne
    Travail Social
  • Institut(s) Institute of Design Research
    Institut diversité sociale et culturelle
  • Organisation d'encouragement BFH
  • Durée 01.01.2021 - 31.03.2022
  • Direction du projet Prof. Simone Gäumann
  • Équipe du projet Prof. Dr. Annina Tischhauser
    Dana Pedemonte
    Beatrice Kaufmann
  • Mots-clés diversitätssensible Methoden der Ansprache und Bedarfserhebung, diversitätssensible Beteiligung in Quartieren

Situation

In der Stadt Bern existiert eine Vielzahl soziokultureller Angebote zur Integration und Teilhabe, die sich an Menschen aus sozial benachteiligten Quartieren richten. Oftmals erreichen diese Möglichkeiten zur Mitgestaltung jedoch die Zielgruppen in den Quartieren nur unzureichend und werden zu wenig genutzt (Stadt Bern, 2017). Ursachen dafür werden in der Form der Ansprache sowie der Ausgestaltung von Zugänglichkeit vermutet. Zudem liegen meist wenig Kenntnisse vor über Bedürfnisse und Lebenssituationen dieser Zielgruppen (Stadt Bern, 2017). Empirische Befunde und diversitätstheoretische Ansätze verdeutlichen überdies, dass weitere Gründe in normativen Vorstellungen von Beteiligung liegen, die in der Mehrheitsgesellschaft verankert sind und somit bei Menschen aus sozial benachteiligten Quartieren zu Ausschluss führen (Munsch, 2011 & 2015). Herkömmliche Bedarfserhebungs- und Beteiligungsformen (z.B. aktivierende Befragung, Fokusgruppen) stossen angesichts zunehmender gesellschaftlicher Pluralität und Komplexität von Benachteiligung an Grenzen (Munsch, 2013; Schubert, 2018). Es besteht demnach ein ausgewiesener Bedarf an innovativen und diversitätssensiblen Formen der Bedarfserhebung und an Erkenntnissen zu alternativen Beteiligungsmöglichkeiten von Menschen aus sozial benachteiligten Quartieren. Das Projektvorhaben setzt bei dieser Lücke an mit folgender Forschungsfrage: Wie kann eine Bedarfserhebung auf Quartierebene diversitätssensibel und partizipativ ausgestaltet werden?

Approche

​Ziel des Forschungsprojekts ist die methodische Weiterentwicklung von Bedarfserhebungen in der sozialräumlichen Quartier- und Stadtteilarbeit und die Generierung von Erkenntnissen zu diversitätssensiblen Formen der Beteiligung von Menschen aus sozial benachteiligten Quartieren. Die auf Diversität fokussierende Konzeptualisierung und Erprobung innovativer Partizipationsformen soll die Erhebung von vielfältigen Anliegen, Bedürfnissen und Interessen dieser Zielgruppen hinsichtlich der Mitgestaltung des Lebensraums ermöglichen. Dies soll durch Methodentools gelingen, die niederschwellig, visuell und sinnlich ansprechend gestaltet werden. Damit wird ein Beitrag zur Handlungsbefähigung und Mitsprache dieser relevanten Zielgruppen geleistet. Durch die Kooperation mit lokalen Fachstellen (vgl. Punkt 6b) wird im Rahmen der «Stadt der Beteiligung» zudem am Legislaturziel 1 der Stadt Bern zur Stärkung der Vielfalt der Bevölkerung in allen Lebensbereichen (Stadt Bern, 2017) mitgewirkt.​

Résultat

​Im Projekt «Räume für alle» stand die Frage im Zentrum, wie Menschen in sozial durchmischten Quartieren diversitätsreflektiert angesprochen werden können, um ihre Mitgestaltungsmöglichkeiten zu erhöhen. Als Fallsituation diente hierfür ein Quartieranlass in Bern West. Das Forschungsteam begleitete die Planung und Durchführung dieses Anlasses auf zwei Ebenen: Zur Begleitung des Planungsprozesses entwickelten wir durch die Kombination diversitätstheoretischer und sozialräumlicher Perspektiven die ‘Reflexive Figur’ als Interventionsform und setzten während den Planungssitzungen Impulse mit dem Ziel, die Ausgestaltung des Quartieranlasses auf relevante Diversitätsaspekte kritisch zu hinterfragen. Zudem führten wir im Quartier niederschwellige und sinnlich ansprechende Interventionen als Selbstläufer durch, die einerseits auf den Quartieranlass aufmerksam machten und andererseits dazu einluden, sich zum Zusammenleben im Quartier zu äussern. Die Ergebnisse zeigen, dass die ‘Reflexive Figur’ als Begleitintervention für eine diversitätsreflektierte Verständigung über Verständnisse und Vorstellungen Potenzial aufweist. Mit den niederschwelligen und sinnlich ansprechenden Interventionen wurde erreicht, mit Menschen im Quartier auf innovative und diversitätsreflektierte Weise in einen Dialog zu treten. Es wird damit möglich, vielfältige Stimmen abzuholen und neue Räume der Verständigung und Beteiligung im Quartier zu eröffnen, wie es dem aktuellen lebensweltlichen Bedarf entspricht.