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Digitaler Euro: Österreichische Nationalbank empfiehlt System des GNU Talers
07.07.2022 Wie Bargeld, aber virtuell – das könnte der digitale Euro sein. Dessen Nutzen sowie eine mögliche Umsetzung behandelt ein Bericht der Österreichischen Zentralbank. Die Empfehlung: GNU Taler, ein System welches von Forschenden am Institute for Cybersecurity and Engineering ICE der Berner Fachhochschule BFH in Zusammenarbeit mit Taler Systems SA entwickelt wird.
Der Bedarf an digitalen Bezahlmöglichkeiten nimmt zu. Damit wächst auch das Angebot. Firmen wie Apple, Google oder Amazon haben inzwischen eigene Bezahlsysteme, Apple sogar bereits eine Bankenlizenz. Diese neuen Akteure könnten einst den Bezahlsektor dominieren, was verschiedene Probleme mit sich bringt: Einerseits erhielten die Unternehmen so noch mehr Informationen über ihre Kund*innen, als sie über Suchanfragen und Online-Einkäufe ohnehin bereits haben. Andererseits könnte bestimmten Personen oder Firmen – der Konkurrenz, beispielsweise – der Zugang zum Bezahlsystem verweigert werden. Letztlich könnte dies zu einem fragmentierten Geldsystem führen und den allgemeinen Zugang zum öffentlichen Geld der Zentralbanken gefährden. Wie kann also sichergestellt werden, dass das Geldsystem auch in einer digitalen Zukunft im öffentlichen Interesse funktioniert? Hier kommt der digitale Euro ins Spiel.
GNU Taler als Vorbild für digitalen Euro
Der digitale Euro soll nicht etwa das Bargeld ersetzen, sondern eine Ergänzung sein, um den Anforderungen des digitalen Zeitalters gerecht zu werden. Wie die Zukunft des Bargelds aussieht und wie eine Umsetzung des digitalen Euros aussehen könnte, präsentierte die Österreichische Nationalbank in einem Bericht. Sie erörtert verschiedene Konzepte, darunter auch blockchainbasierte Anwendungen, und kommt zum Schluss, dass das System, wie es für den sogenannten GNU Taler angewendet wird, eine ideale Vorlage für den digitalen Euro sein könnte.
Anonym wie Bezahlen mit Bargeld
Der GNU Taler wird seit 2016 von einer Gruppe von Entwicklern um Christian Grothoff, Professor für Informatik an der Berner Fachhochschule BFH, entwickelt und an der BFH gehostet. Das Besondere daran: Anders als bei anderen digitalen Bezahlsystemen bleibt der/die Nutzer*in anonym. Wie beim Bezahlen mit Bargeld kann also nicht nachverfolgt werden, wer wofür Geld ausgegeben hat. Der/die Empfänger*in des Geldes ist dem Staat jedoch bekannt, so dass überprüft werden kann, ob Einnahmen korrekt versteuert werden.
Und im Gegensatz zu auf Blockchain basierenden Technologien sind die Transaktionen im Taler-System schnell und effizient. Zum Vergleich: Pro Sekunde können unter grossem Energieaufwand weltweit vier Bitcoin-Transaktionen getätigt werden. Taler-Transaktionen hingegen sind aktuell 28500 pro Sekunde möglich, mit Potenzial nach oben.