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Das Vollzeitstudium als Pluspunkt
01.06.2023 Fürs Zeichnen kann sich Janic Wyss nicht so richtig begeistern, dafür aber für Bauphysik, Verfahrens- und Fertigungstechnik und Bauprozessmanagement. Während seines Praktikums bei Girsberger erhielt er Einblick in die Produktentwicklung und das Upcycling. Zu diesem Thema verfasste er auch seine Diplomarbeit. Nach Abschluss des Studiums wird er als Projektleiter in seinen Praktikumsbetrieb zurückkehren – mit vielen weiteren Zukunftsplänen und Ideen im Kopf.
Warum haben Sie sich für dieses Studium entschieden?
Nach der Lehrzeit habe ich als erstes das Militär absolviert und danach wieder als Schreiner gearbeitet. Im Laufe dieser Zeit habe ich gemerkt, dass ich motiviert bin, mich weiterzubilden. Ich habe mich über die verschiedenen Möglichkeiten informiert und mehrere Informationstage besucht. So hat es sich dann, gerade während der Coronazeit, ergeben, dass ich die HF in Biel begonnen habe.
Können Sie drei Stichworte nennen, die das Studium beschreiben?
Abwechslungsreich, fordernd und kollegial.
Was macht Ihnen im Studium besonders Freude?
Bereits vor dem Studium war ich mir fast sicher, dass ich nicht so der Zeichner bin. Das hat sich auch in den drei Jahren nicht geändert. Meine Vorlieben sind eher die stark praktisch bezogenen Fächer wie Bauphysik, Verfahrens- und Fertigungstechnik oder auch Bauprozessmanagement. Ein weiterer motivierender Punkt ist unser Klassenzusammenhalt. Wir verstehen uns alle sehr gut und gehen abends auch mal zusammen zum Sport oder auf ein gemeinsames Mittagessen.
Was schätzen Sie an der BFH/HF Holz und an Biel als Studienort?
Der Hauptgrund für meinen Entscheid an der HF Holz Biel zu studieren war die Möglichkeit, dies Vollzeit zu tun. Mit meinen diversen Hobbys und sonstigen Tätigkeiten wäre ich nicht motiviert gewesen, das Studium während fünf Jahren berufsbegleitend zu absolvieren. Ein Nachteil ist die fehlende Einkommensquelle, aber in den Sommerferien bleibt genügend Zeit, um etwas zu arbeiten. Ein weiterer Vorteil für mich als Solothurner ist die Lage. Ich konnte jeden Abend nach Hause gehen und so auch weiterhin in meinem gewohnten Umfeld bleiben. Dies half dabei, den Studienalltag am Abend auch mal vergessen zu können.
Sie waren im Praktikum bei der Firma Girsberger AG. Was waren Ihre Aufgabengebiete?
Das Ziel für mich war es vor allem, möglichst viele Eindrücke aus so einer grossen Firma zu gewinnen. Meine bisherigen Arbeitsstellen waren alle in kleineren Schreinereien, ich wollte daher mal etwas komplett anderes sehen.
Die meiste Zeit meines Praktikums verbrachte ich als Projektleiter im Bereich «Customized Furniture». Ich durfte verschiedene Projekte selbstständig betreuen und kam, zusätzlich zum Holz, erstmals mit den Materialien Stoff und Metall so richtig in Kontakt. Zudem konnte ich in der Produktentwicklung mitarbeiten und dort meine selbst gezeichneten Ideen direkt in der Werkstatt umsetzen. Weiter habe ich mich relativ stark mit dem Themenbereich Upcycling auseinandergesetzt und darüber schlussendlich auch meine Diplomarbeit geschrieben.
Was war das Ziel ihrer Diplomarbeit?
Im Upcycling, einem relativ neuen Geschäftsbereich des Unternehmens, begleitete ich ein Pilotprojekt und schaute von diesem die Prozesse und Abläufe genauer an. Anhand dieser Daten machte ich Vorschläge für die Prozessoptimierung und für den separaten Aufbau der Produktion im ganzen Bereich der Abteilung. Durch diese Arbeit soll der Bereich in Zukunft weiter ausgebaut und die Abläufe standardisiert werden.
Wie konnten Sie das Gelernte der ersten Semester im Praktikumsalltag einsetzen?
Zeichnerisch konnte ich hauptsächlich die zielorientierte Suche nach Detaillösungen einsetzen. Dies war vor allem in der Produktentwicklung sehr hilfreich. Beim CAD-Zeichnen verwendeten wir ein anderes Programm als in der Schule, dort brauchte ich zuerst ein wenig Anlaufzeit. Da sich der Geschäftsbereich, in welchem ich tätig war, gerade in einer Umbruchsphase befand, konnte ich da mein Wissen über die Prozesse und die internen Abläufe einbringen und diese auch direkt in meiner Diplomarbeit festhalten.
Im Februar sind Sie für ein letztes Semester nach Biel zurückgekehrt. Was sind Ihre Ziele und Pläne für danach?
Nach hoffentlich erfolgreichem Abschluss des Studiums Ende Juni werde ich die zwei Sommermonate geniessen und die eine oder andere Woche in den Ferien oder auf Reisen verbringen. Ab September werde ich wieder zu der Girsberger AG zurückkehren. Schwerpunktmässig werde ich mich mit der Projektleitung und der Produktentwicklung befassen. Ich könnte mir auch gut vorstellen, mich noch mehr in den Bereich Upcycling zu vertiefen.
Früher oder später sehe ich mich aber eher wieder in einer kleinen Schreinerei in der Umgebung arbeiten, zum Beispiel als Werkstattleiter. Das Büro mit der Praxis zu verbinden, das wäre eine Art Traumjob für mich. Wie bereits gesagt, zeichne ich nicht gerne den ganzen Tag – ab und zu die Arbeitshose anzuziehen und selbst anzupacken macht mir nach wie vor Spass. Auch Bereiche wie die Lehrlingsausbildung oder eine zusätzliche Aufgabe, zum Beispiel als Schadensexperte, würden mich sehr interessieren.
Welche Tipps haben Sie für zukünftige Studierende?
Ein wichtiger Punkt für mich war immer die Organisation. Das Studium besteht aus sehr vielen verschiedenen Fächer, welche ihr mal besser, mal schlechter verstehen werdet. Überlegt euch gut, wo ihr wie viel Zeit investieren wollt. Denn die Zeit wird nicht reichen, um immer überall mit vollem Einsatz dabei zu sein. Und schliesslich sollte auch das Privatleben nicht zu kurz kommen, das hilft, den Kopf durchzulüften, um wieder aufnahmefähig zu sein. Also bleibt hungrig, wissensdurstig und interessiert, dann seid ihr auf einem guten Weg.
Wer sind Sie als Person neben dem Studium? Wie verbringen Sie am liebsten Ihre Freizeit?
Abends mit den Kollegen eine Trainingseinheit in egal welcher Sportart zu absolvieren, hilft mir, den Kopf frei zu bekommen und mich zu entspannen. Auch sonst bin ich wohl eher der Typ Mensch, der viel um die Ohren hat. Sei es mit dem Turnverein, bei Ausflügen mit Freunden oder anderen Aktivitäten – es ist eigentlich immer etwas los. Für mich passt dies so, es muss jedoch jeder selbst für sich wissen, was einem gut tut. Wichtig ist einfach etwas, dass euch parallel zum Studium ein wenig ablenkt, damit ihr unter der Woche den Fokus auf die Schule setzen könnt.