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«Menschen ansprechen, um Änderungen zu bewirken»
09.05.2024 Das CAS Business Model Innovation zielt darauf ab, Studierenden nicht nur theoretisches Wissen zu vermitteln, sondern sie aktiv an der Entwicklung und Umsetzung von innovativen Geschäftsmodellen teilhaben zu lassen. Von den CAS-Leitenden Patrick Stähler und Ina Goller erfahren wir mehr über deren berufliche Hintergründe, die Highlights dieses CAS und welche Vorteile sich daraus für die berufliche Zukunft der Studierenden ergeben.
Patrick Stähler und Ina Goller, ihr wolltet dieses Interview zum CAS Business Model Innovation gemeinsam machen. Weshalb?
Ina Goller: Wir haben unterschiedliche Kompetenzen, die sich jedoch in bestimmten Bereichen überschneiden. Patrick ist ein Experte im Bereich Business Model, während ich mich auf die menschliche Seite der Innovation konzentriere. «Wie kommen wir gemeinsam voran?» ist in diesem Zusammenhang eine zentrale Frage. Business (Design) ist ein Teamsport, und die meisten Organisationen bestehen aus mehreren Personen, die zusammenarbeiten. Deshalb wollen wir dieses CAS auch als Duo durchführen, Zusammenarbeit vorleben und verschiedene Perspektiven einbringen.
Patrick Stähler: Genau, Ina ist unsere Expertin für Teams. Die menschliche Seite ist unser Zusammenhalt. Alles um uns herum, seien es Geschäftsmodelle oder Gesellschaftssysteme, wurde von Menschen geschaffen. Deshalb müssen wir Menschen ansprechen, wenn wir Veränderungen bewirken wollen. Im CAS betrachten wir die menschliche Seite auf verschiedenen Ebenen: im Team, in der Organisation und in der Gesellschaft. Kund*innen sind der Schlüssel für jeden Markt. Deshalb müssen wir stets deren Verhalten analysieren: Gibt es genügend Kund*innen, die einen Markt für meine Innovation ergeben?
Bitte erzählt uns kurz etwas über euch und eure Zusammenarbeit für dieses CAS.
Patrick: Ich beschäftige mich seit den 90er Jahren mit der Veränderung von Unternehmen durch Digitalisierung. Dabei geht es nicht nur darum, bestehende Prozesse durch IT zu unterstützen, sondern auch, wie neue Geschäftsmodelle durch digitale Technologien entstehen. Meine Dissertation an der Universität St. Gallen legte die Grundlage für die Business Model Canvas, und ich habe dort weltweit als einer der Ersten das Strategiekonzept der Business Model Innovation beschrieben. Seit 25 Jahren setze ich mich intensiv mit Geschäftsmodellen auseinander, was mir ein tiefes Verständnis und die Fähigkeit gebracht hat, Unternehmen schnell zu verstehen und externe Einflüsse zu erkennen. Ich arbeitete schon früher mit Psycholog*innen zusammen, um eine Umgebung zu schaffen, in der Ideen nicht nur entstehen, sondern auch umgesetzt werden können.
Ina: Sowohl Patrick als auch ich haben folgerichtige, aber auch bewusst gebrochene Karrierewege. Ich habe Psychologie studiert und mich dort mit dem Lernen in Organisationen und Teams beschäftigt. Später habe ich ein Doktorat in Maschinenbau an der ETH gemacht. Seit jeher interessierte ich mich vor allem dafür, wie Menschen in Organisationen zusammenarbeiten und zusammen lernen. Während 20 Jahren Arbeit in verschiedenen Unternehmen und unterschiedlichsten Konstellationen habe ich dazu beigetragen, dass Organisationen sich verändern und Menschen neue Dinge lernen. Mich interessieren die praktische Umsetzung und die notwendigen Tools für Veränderungen und Innovationen. Innovation bedeutet für mich insbesondere auch das Neudenken von Geschäftsmodellen.
Patrick: Mein Studium an der HSG, meine Zeit als Investmentbanker im globalen Hightech-Unternehmen von Lazard Frères und als Business Developer bei den Swisscom IT Services waren stark auf Zahlen und Strategie ausgerichtet. Dennoch habe ich im Laufe der Zeit viel über den Umgang mit Menschen gelernt. Ich bin der Ansicht, dass Lernen nicht primär eine Funktion der Gesellschaft ist, sondern vielmehr in kleinen Peergruppen stattfindet. Es ist anspruchsvoller, bestehendes Wissen zu einem Thema bewusst beiseitezulegen und zu beschliessen, «jetzt machen wir etwas Neues», als etwas komplett Neues zu lernen.
Wir schätzen die Vielfalt der Perspektiven und freuen uns über Studierende, die bereit sind, in und mit verschiedenen Teams zusammenzuarbeiten. Das CAS fördert diese Vielfalt, indem es Personen mit unterschiedlichen Kompetenzen zusammenbringt, um neue Potenziale zu erschliessen. Unsere Herangehensweise ist ernsthaft, aber kreativ und unterscheidet sich von anderen Studiengängen dadurch, dass wir den Fokus auf die praktische Umsetzung von Ideen in Unternehmen richten.
Was sind die Highlights dieses CAS?
Ina: Eines der Highlights ist definitiv der Impact, den das CAS in der realen Welt erzeugt. Studierende haben ihre Projekte vorangetrieben und es sind Start-ups daraus entstanden. Die Studierenden lernen, Feedback zu akzeptieren, auch dann, wenn ihre Idee nicht auf Anklang stösst. Zusätzlich lernen sie, ihre Innovationen überzeugend zu präsentieren. Das ist ein wichtiger Teil des Kurses.
Patrick: Die Studierenden erhalten Feedback und entwickeln sich auch persönlich weiter. Sie lernen nicht nur, innovative Ideen zu generieren, sondern auch, wie sie diese erfolgreich umsetzen können. Wir legen grossen Wert auf eine ganzheitliche Betrachtung von Geschäftsmodellen. Die Studierenden erwerben nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch praktische Fähigkeiten wie das Strukturieren von Geschäftsmodellen, das Aufbauen von Teams und die Planung der Massnahmen, um ein Geschäftsmodell Realität werden zu lassen.
Ina: Die persönliche Lernreise ist von entscheidender Bedeutung. Die Studierenden reflektieren kontinuierlich ihre Erfahrungen und lernen aus ihren Fehlern und Erfolgen.
Welche Voraussetzungen bringen Studierende mit, und was erwartet sie im CAS Business Model Innovation?
Ina: Also, ich würde sagen, unsere Studierenden sind ein bunter Haufen – wenn ich das so sagen darf – mit grosser Neugier. Wir haben junge Menschen mit Ideen, erfahrene Manager*innen, die ihre Ideen vorantreiben möchten und Forschende mit technischen Innovationen und Lust auf Umsetzung. Die Ausgangspunkte sind sehr unterschiedlich, was das CAS für alle interessant macht, da von den verschiedenen Perspektiven gelernt und profitiert werden kann. Eine wichtige Voraussetzung ist die Freude am gemeinsamen Arbeiten mit anderen Menschen. Im CAS legen wir viel Wert darauf, dass die Studierenden offen für Diskussionen und neue Perspektiven sind. Es geht darum, nicht nur die Bedürfnisse der Kund*innen zu verstehen, sondern auch jene der Teammitglieder. Die Bereitschaft, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, ist daher entscheidend.
Patrick: Die Studierenden können erwarten, dass sie einen strukturierten Prozess kennenlernen, um innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln. Wir vermitteln ihnen verschiedene Rollen, die sie im Gründungsprozess einnehmen müssen, wie Kundenversteher*in, Geschäftsarchitekt*in, Basisökonom*in und Teambauer*in. Dabei liegt der Fokus darauf, dass sie selbst die Antworten finden und ihren individuellen Weg gehen können. Der Kurs bietet eine Mischung aus theoretischem Wissen und praktischen Übungen, um die Studierenden bestmöglich auf ihre eigenen unternehmerischen Herausforderungen vorzubereiten.
Was bringt dieses CAS für die berufliche Zukunft der Studierenden?
Ina: Die Studierenden lernen, Fehlerkultur zu etablieren und bspw. in ihrem Arbeitsumfeld zu definieren, wo Fehler erlaubt sind und wo nicht. Bei der Zusammenarbeit in und mit Teams ist es entscheidend, die erforderlichen Kompetenzen zu identifizieren und gemeinsame Werte zu entwickeln.
Patrick: Das CAS vermittelt essenzielle Kompetenzen für Unternehmensgründung und Geschäftsmodellinnovation. Es fördert die Fähigkeit, bereits vorhandenes Wissen in Wirkung umzusetzen. Wir haben gesehen, wie Teilnehmer*innen nach dem Kurs in Geschäftsleitungen berufen wurden, Anschubfinanzierungen für ihr Projekt gesprochen erhielten oder sich ein neues Standbein aufbauen konnten.
In diesem CAS werden neue Denkweisen, neue Herangehensweisen gefördert und gefordert. Gibt es dabei auch Berührungspunkte zu den strategischen Themenfeldern der BFH (humane digitale Transformation, nachhaltige Entwicklung und Caring Society)?
Patrick: Als jemand, der aus dem Bereich der digitalen Transformation kommt, sehe ich, dass Geschäftsmodelle sich ändern, der Mensch dabei jedoch immer im Mittelpunkt stehen sollte. Eine Caring Society bedeutet für mich, dass wir Wege finden müssen, damit Menschen länger unabhängig und glücklich zu Hause leben können. Im CAS erarbeiten die Studierenden Ideen zu Themen wie Burnout-Prävention, humane digitale Transformation und nachhaltige Entwicklung. Meine Wunschvorstellung ist es, tiefer in diese Themen einzutauchen und digitale Lösungen für eine nachhaltige und fürsorgliche Gesellschaft zu entwickeln.
Ina: Für mich bedeutet eine fürsorgliche Gesellschaft, dass es nicht nur um Pflege im Alter geht, sondern darum, wie wir soziale Beziehungen aufrechterhalten und Menschen ermöglichen, länger unabhängig zu leben. Auch die Integration spielt eine grosse Rolle. Wir diskutieren im CAS beispielsweise, wie wir durch Digitalisierung und Nachbarschaftshilfe eine Lebensumgebung schaffen können, in der Menschen frei und selbstbestimmt leben können.