Fifty-fifty

18.07.2024 In ihre eigene Schokolade kommt zwar keine Milch. Dennoch kennt Agronomin Franziska Akert deren Spektrum an Fettsäuren bestens.

«Langweilig wird mir nie», sagt Franziska Akert.
«Langweilig wird mir nie», sagt Franziska Akert.


«Schon als während meinem Studium war mir klar, wie ich gerne einmal arbeiten möchte: fünfzig Prozent in der Forschung und fünfzig Prozent als Selbstständige. Heute bin ich genau an diesem Ziel angelangt. Der Weg dorthin war natürlich nicht ganz so gradlinig. Gestartet habe ich mit einem Agronomie-Studium an der ETH. Nach zwei Jahren Theorie brauchte ich etwas Handfestes und liess mich im hinteren Rheintal, in Andeer, zur Käserin ausbilden.

Dort begegnete ich zum ersten Mal einem Thema, das mich seither fasziniert und begleitet: die Fermentation. Eigentlich also nicht verwunderlich, dass ich nach dem Masterabschluss in Peru gelandet bin. Genauer: Auf Kakaofarmen, wo wir zu Analysezwecken auf simple Art Schokolade herstellten. Die Produkte waren so gut, dass ich mich fragte: Warum schmeckt Schokolade eigentlich kaum noch nach Kakao? Zurück in der Schweiz pröbelten ein befreundeter Agrarwissenschaftler und ich weiter. Wir wollten den puren Geschmack der Kakaosorten einfangen und starteten – zuerst noch in der eigenen Küche – unsere Manufaktur. Fast parallel dazu begann ich 2014 meine Forschungstätigkeit an der BFH-HAFL.

Ich forsche im Bereich Graslandnutzung und Wiederkäuersysteme. Mich interessiert zum Beispiel, welchen Einfluss die Art der Fütterung auf die Milchqualität hat. Da ich selbst keinen landwirtschaftlichen Hintergrund habe, höre ich den Landwirten und Landwirtinnen immer aufmerksam zu. Denn nur so können Forschung und Praxis gemeinsam etwas erreichen. Genau wegen dieser Vernetztheit ist die BFH-HAFL ein so toller Ort.

Zurück zur Schokolade: Was mich an der Fermentation fasziniert? Sie ist ein lebendiger Prozess. Zwar wissenschaftlich erklärbar, aber trotzdem nicht vollständig zu kontrollieren. Für ein gutes Produkt braucht es darum neben hochwertigen Rohstoffen auch eine gewisse Kunstfertigkeit; das richtige Bauchgefühl, wann etwas gelungen ist. Darum setzen wir bei unserer Schokolade auf das Konzept «Bean-to-Bar». Wir kennen die Kakaobäuerinnen und -bauern, die uns ihre Bohnen liefern und jeder Schritt – von der Bohne bis zur Tafel – übernehmen wir selbst. Mehr als Kakao und Bio-Rohrzucker steckt in keiner unseren Tafeln.

Ja, langweilig wird mir nie. Energie gibt mir mein Umfeld. Ich bin glücklich, dass ich in beiden Arbeitsbereichen inspirierende Menschen um mich habe. Menschen, die mir andere Perspektiven zeigen und mich auf neue Ideen bringen …»
 

Der Artikel stammt aus: focusHAFL 1/24

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Fachgebiet: Life Sciences + Lebensmittelwissenschaften, Agronomie + Wald