- Auszeichnung
Lucia Lanfranconi ist herausragende Forscherin bei AcademiaNet
29.01.2025 Lucia Lanfranconi, Professorin für Diversity, Equity & Inclusion am Institut New Work, wurde in die exklusive AcademiaNet-Datenbank aufgenommen. Damit zählt sie mit ihrer exzellenten Forschung zu den führenden Wissenschaftlerinnen Europas. Im Interview erzählt sie mehr über ihre Forschung und die Bedeutung dieser Auszeichnung.
Herzliche Gratulation zu dieser Auszeichnung! Was bedeutet dir die Aufnahme in die AcademiaNet-Datenbank?
Die Aufnahme in AcademiaNet ist eine grosse Ehre. Ich gehöre nun zu gut 2.800 herausragenden Wissenschaftlerinnen in Europa. Nominiert wurde ich vom Schweizerischen Nationalfonds. Es ist ein schönes Gefühl, dass meine wissenschaftliche Leistung anerkannt wird. Die Kriterien, welche für eine Aufnahme erfüllt sein müssen, sind kumulativ: Hervorragende akademische Qualifikationen, eigenständiges wissenschaftliches Profil, Erfahrung in der Führung von unabhängigen Forschungsgruppen, Internationale Erfahrung sowie Lehrtätigkeit / Gastprofessuren. All diese Kriterien zu erfüllen, macht mich stolz – besonders, da ich daneben drei Kinder grossziehe, ein erfülltes Sozialleben pflege und stets gesellschaftlich relevante Forschung betreibe, die oft direkten Einfluss auf Unternehmen, Organisationen, Kantone und Länder hat.
Welche gesellschaftlichen Herausforderungen möchtest du mit deiner Forschung angehen?
Danke für diese wichtige Frage: Gerade aktuell – mit dem neuen Präsidenten in den USA, diversen Kriegen und Krisen international, aber auch national, sowie zunehmend konservativen Werten und Ängsten – ist die Forschung von mir, meiner Forschungsgruppe und vielen anderen so wichtig. Die Ziele meiner Forschung sind empirisch zu verstehen: Wie kann mehr Chancengerechtigkeit und Fairness sowohl in politischen Prozessen, vor allem aber auf organisationaler Ebene und im täglichen (Arbeits-)Alltag erreicht werden? Beispiele sind meine Dissertation zur Umsetzung des Gleichstellungsgesetzes in Schweizer Unternehmen, diverse Forschungsprojekte zu geschlechtsspezifischen Lohn(un)gleichheiten auf politischer, organisationaler und individueller Ebene, mein Postdoc in den USA und das aktuelle SNF-Projekt zu Geschlechterungleichheiten in der Sozialhilfe. Ich bin stolz darauf, unter anderem die Kantone Luzern, Basel-Stadt und Zürich sowie Liechtenstein und Jordanien und verschiedene Organisationen und Unternehmen auf dem Weg zu mehr Geschlechtergleichstellung mit wissenschaftlicher Evidenz und Beratung begleitet zu haben.
Seit Covid richte ich ein besonderes Augenmerk auf die Frage inwiefern «New Work»-Arbeitsbedingungen und -praktiken positive Effekte auf Chancengerechtigkeit und Fairness haben. Wichtig sind mir in meiner Forschung regionale und branchenspezifische Unterschiede zu betrachten; denn die Ausgangslage ist nicht für alle gleich: Aktuell begleite ich etwa jordanische KMUs auf dem Weg zu mehr Chancengerechtigkeit, aber auch diverse Schweizer Organisationen – mir ist dabei wichtig den konkreten Kontext zu betrachten und fallspezifische Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Mit meiner Forschung möchte ich also einen Beitrag zu mehr gesellschaftlichem Zusammenhalt und echter Fairness schaffen, anstatt mehr Gräben aufzutun.
Wie siehst du die Rolle von Netzwerken wie AcademiaNet bei der Förderung von Frauen in der Wissenschaft?
AcademiaNet erhöht die Präsenz und Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft und verbessert ihre Chancen auf Führungspositionen, Referate an Fachkongressen oder ihre Medienpräsenz. Natürlich bedaure ich, dass es 2025 noch immer nötig ist, Frauen* in der Wissenschaft besonders hervorzuheben. Aber: Solange die gesellschaftliche Realität ist wie sie ist – dass sich Forscherinnen aus ganz unterschiedlichen Gründen auf der politischen, organisationalen und individuellen Ebene noch immer mehr behaupten müssen, um zum Erfolg zu kommen in der Akademie – solange ist so eine Initiative wohl nötig und ich danke den Initiant*innen! Daneben sollten wir uns aber eben weiter für fairere Bedingungen z.B. verbesserter familienpolitischer Bedingungen, fairen und transparenten Beförderungsprozessen in der Akademie oder Null-Toleranz gegenüber Belästigung und Diskriminierung an Hochschulen einsetzen, damit irgendwann keine geschlechtsspezifischen Plattformen mehr nötig sind.
Möchten Sie sich praxisnah damit auseinandersetzen, wie mehr Diversity, Equity & Inclusion in Organisationen erreicht werden kann? Prof. Dr. Lucia Lanfranconi hat gemeinsam mit Prof. Dr. Isabelle Zinn das CAS Diversity, Equity & Inclusion durch Organisationsentwicklung dazu entwickelt.