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Kolloquium: Nachhaltige Arealentwicklung im CAS Areal- und Immobilienprojektentwicklung 2024
17.01.2025 Die kluge nachhaltige Transformation eines Areals bietet viele Möglichkeiten neue Identitäten zu schaffen und sich Gedanken zum guten Leben zu machen. Möglichkeiten die wir heute gar nicht sehen, wenn wir nicht in einen interdisziplinären Diskussionsprozess mit den vielen Stakeholdern einsteigen können.
Um die Bedürfnisse und Wünsche zu ermöglichen, müssen verschiedene Tätigkeitsfelder und Rahmenbedingungen wie Wohn- und Arbeitswelten, Energiesysteme, Konsummuster, Gesundheitsvorsorge, Freizeitaktivitäten, Investitionskosten, Soziale Netzwerke, Stadtstrukturen, Architektur etc. erarbeitet werden. Dieses Kolloquium bringt Fachleute, Expert*innen und Interessierte zusammen, um die aktuellen Trends und Herausforderungen im Bereich der nachhaltigen Arealentwicklung zu thematisieren und zu diskutieren.
Am 12.12.2024 haben die Expert*innen Stefanie Steiner, Projektleiterin Minergie Areal der Minergie Geschäftsstelle; Andreas Engweiler, Geschäftsleiter Kraftwerk1, Bau- und Wohngenossenschaft Zürich; Dr. Beat Salzmann, Immobilienanalysen und Dr. Boris Szélpal, Professor für Architektur und Urbane Transformation ihre Spezialthemen im Kolloquium nachhaltige Arealentwicklung präsentiert und in die Diskussion mit den Teilnehmenden am Kolloquium miteingebracht.
Label Minergie-Areal von Stefanie Steiner
Stefanie Steiner schafft den wichtigen Überblick über die Label Landschaft in der Schweiz. Die Harmonisierung der Labels hat bereits stattgefunden. Nun ist die Konsolidierungsphase in der Immobilien- und Bauwirtschaft im Gange. Ein kurzer Vergleich von SNBS-Areal und Minergie-Areal ist zum Verständnis für die Herangehensweise in frühen Phasen der Planung notwendig. Die Bedingungen für das Label Minergie-Areal wird im Detail erläutert. Die wichtigsten Ziele sind: Effiziente, komfortable Gebäude, gut entwickelte, effizient betriebene Gebäude, klimafreundliche Mobilität, an das Klima angepasster Aussenraum, wenig Treibhausgase und Energie. Das Bewertungssystem für die Zertifizierung wurde vereinfacht und der Zertifizierungsprozess gestrafft. Die Flexibilität in der Planung wurde erhöht. Stefanie Steiner wirbt für eine nachhaltige Energiezukunft mit viel Lebensqualität.
Genossenschaft Kraftwerk1 von Andreas Engweiler
Andreas Engweiler hat die Teilnehmenden auf die Reise in die Bau- und Wohngenossenschaft (BWGK1) Kraftwerk1 in Zürich und die Bedingungen des Koch-Quartiers mitgenommen. Wie funktioniert die BWGK1? Wie entwickeln und diskutieren die Mitglieder Selbstorganisation, Solidarität und wie gehen sie vor, wenn sie neues wagen? Andreas Engweiler hat anhand der Arealentwicklung des Koch-Quartiers seinen Fokus auf die drei Säulen der Nachhaltigkeit gelegt. Das Selbstverständnis in Form einer Charta und Strategie liegt bei der BWGK1 auf gestalteten städtischen Lebensräumen, der Demokratie und der Selbstorganisation, dem Ja zur Vielfalt der Menschen und dem Respekt zur natürlichen Umwelt und ihren Ressourcen. Kraftwerk1 hat hohe soziale und ökologische Ansprüche und hält die Wirtschaftlichkeit im Gleichgewicht. Abgeleitet aus der Strategie und der Charta wurden beim Koch-Projekt folgende speziellen Anforderungen an das Gebäude formuliert: Gemeinschaftlich nutzbare Räume, quartierverbindende Achsen, Zusammenarbeit mit der Stiftung Familien-Wohnen, Einbezug des Zirkus «Chnopf» resp. Zirkusquartier, Autofreiheit und Vermietung von Wohnflächen im Rohbau als Aneignungsmöglichkeit.
Kosten der Nachhaltigkeit von Dr. Beat Salzmann
Beat Salzmann stellt die Frage in den Raum: Wie teuer ist Nachhaltigkeit? Er arbeitet seit über 40 Jahren an Thesen und Lösungen. Wie können Kosten beeinflusst werden und wie ist das Verhalten der Immobilie in seinem Lebenszyklus? Ausserdem bearbeitet er auch Fragen zum Schweizer Franken und bei ihm sind auch die graue Energie, Co2, Entsorgungskosten und Recyclingkosten von Bedeutung. Diese Kosten werden in der Schweiz «noch» nicht in die Investitionskosten eines Bauvorhabens mit eingepreist. Dies führt Beat Salzmann immer wieder zu seiner wichtigen aufklärenden Arbeit für Gruppen und für Gremien. Was ist teurer CHF 10.– oder CHF 12.–? Die Investitionskosten pro Nutzungsdauer sind entscheidend. Eine längere Nutzungsdauer der Immobilie mit dem eingesetzten Material ist nachhaltig. Für die Kreislaufwirtschaft sollen die verbauten Ressourcen so lange wie möglich in Gebrauch gehalten werden, am besten endlos. Kosten können demnach tiefgreifend beeinflusst werden, wenn die Nutzungsdauer von Immobilien verlängert wird.
Verzicht von Dr. Boris Szélpal
Boris Szélpal untersucht in der Nachhaltigkeit den Begriff der Suffizienz. Die Suffizienz ist eine Strategie der Nachhaltigkeit und richtet sich auf einen geringeren Ressourcenverbrauch durch eine Verringerung der Nachfrage nach Gütern. Suffizienz heisst demzufolge, Material und Energie zu sparen. Diese Verringerung kann auch als Verzicht bezeichnet werden. Mit dem Terminus Verzicht verbindet Boris Szélpal in der Architektur auch die Schrumpfung der Orte und die Verzichtsplanung. Ein Verzicht ist die Aufgabe eines Anspruchs oder eines Bedürfnisses des Menschen. Oft wird dabei jedoch an das Verhalten jedes und jeder Einzelnen, also an die Genügsamkeit appelliert. Um in der Architektur und der Immobilienwirtschaft nachhaltig handeln zu können, braucht es drei Handlungsstrategien. Die Schutzstrategie arbeitet mit Effizienz, Konsistenz und Suffizienz. Die Anpassungsstrategie ist mit Resilienz zu verbinden. Die Neutralitätsstrategie ist eine Kompensationshaltung der negativ verursachenden Emissionen. Die Veränderung dieser sozialen Handlungsstrategien und den Umgang mit diesen Verlusten kann der Mensch mit Reduktion, Substitution und Anpassung für sein Leben bewerkstelligen.