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Wie unterschiedlich gute Sprachkenntnisse kulturelle Stereotypen verstärken können
25.11.2024 Wie wär’s, wenn wir in der interkulturellen Kommunikation zur Abwechslung einmal die Machtverhältnisse in den Blick nehmen würden, anstatt Verhalten in interkulturellen Settings wie üblich mit Kultur zu erklären? Eine Studie von Prof. Dr. Claudine Gaibrois in einem englischsprachigen Hochschulkontext untersucht, welche Rolle unterschiedlich gute Englischkenntnisse dabei spielen, ob das Verhalten einer Person mit ihrem kulturellen Hintergrund erklärt wird.
Die Studie untersucht, wie Sprachunterschiede in interkulturellen Begegnungen zu Machtungleichgewichten führen, und wie durch Unterschiede in der Sprachkompetenz kulturelle Stereotypen aktiviert werden. Weitere wichtige Erkenntnisse sind:
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Studierende, die sich selbst als stark im Englisch sehen, erklären die geringere Beteiligung von Mitstudierenden mit «schlechteren» Englischkenntnissen an Lehr- und Lernaktivitäten regelmässig mit Kultur.
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Sprachbedingte Machtungleichgewichte werden somit zu «kulturellen Unterschieden» umgedeutet.
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Gleichzeitig kann das Argument der Unterschiede in den Sprachkenntnissen dazu benutzt werden, sich gegen kulturelle Erklärungen zu wehren.
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Für die Hochschullehre könnte dies einen Bedarf bedeuten, die Wirkung unterschiedlicher Sprachkenntnisse beim Unterricht vermehrt zu beachten und zu thematisieren.
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Zudem könnte explizit gemacht werden, dass der Fokus mehr auf der Beteiligung an Kommunikation als auf perfekten Sprachkenntnissen liegt.